Der Bauernverband und die Initiative „Land schafft Verbindung“ haben am vergangenen Dienstag zu einem Aktionstag aufgerufen und sich gegen das geplante Insektenschutzgesetz gewandt. In Stralsund demonstrierten zahlreiche Landwirt*innen und waren dem Aufruf gefolgt. Zu der Demonstration und den in diesem Rahmen vorgetragenen Forderungen nehmen wir wie folgt Stellung:
Die Landwirtschaft ist existenziell auf ein funktionierendes Ökosystem angewiesen. Für stabile Ernten braucht sie verlässliche klimatische Bedingungen, einen guten Boden und Insekten, die die Bestäubung übernehmen. Wir brauchen eine Landwirtschaft, die uns dabei hilft, vielfältige Kulturlandschaften und sauberes Wasser zu erhalten.
Immer weniger Insekten in Deutschland
Auch die Landwirt*innen sollten daher mit großer Besorgnis beobachten, dass in den vergangenen 15 Jahren in manchen Regionen Deutschlands die Biomasse der Fluginsekten um bis zu 80 Prozent zurückgegangen ist. Auch in Mecklenburg-Vorpommern sind in diesem Zeitraum Rückgänge von 40 bis 50 Prozent zu verzeichnen. Wer diese Entwicklung verkennt, der hat nicht verstanden, dass damit vor allem Landwirt*innen selbst elementare Bestandteile ihrer Lebens- und Bewirtschaftungsgrundlagen entzogen werden.
Landwirtschaftspolitik auf den Prüfstand
Eine Landwirtschaftspolitik, die zum Arten- und Insektensterben wie auch zu Dumpingpreisen und immer größerer Industrialisierung führt, ist falsch und muss nachhaltig korrigiert werden. Bäuerinnen und Bauern müssen wieder faire Preise bekommen, um so zu Partner*innen im Bereich Tierschutz, Klimaschutz und Naturschutz werden zu können.
Mehr Dialog mit Bäuerinnen und Bauern
Der Vorsitzende des Umweltausschusses im Kreistag Vorpommern-Rügen, Dirk Niehaus, dazu: „Wir stehen oft mehr an der Seite der Bäuerinnen und Bauern, als sie es manchmal wahrnehmen, so zum Beispiel beim Thema ,Benachteiligung deutscher Bauern gegenüber anderen EU-Ländern‘. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam in einen Dialog eintreten, statt immer wieder die Verbotsecke zu bemühen und grüne Politik anzuprangern.“
Weniger Pestizideinsatz
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN/DIE PARTEI in der Stralsunder Bürgerschaft, Josefine Kümpers: „Es gibt Landwirt*innen, die noch immer die industrielle Landwirtschaft als einzige Bewirtschaftungsform sehen und dabei die existierende Alternative des Ökolandbaus unerwähnt lassen oder gar negieren. So kann es nicht weitergehen! Sie verkennen, dass die Landwirtschaft im Umbruch ist, es nachhaltige Landnutzungssysteme gibt und wir an einer echten Agrarwende nicht vorbeikommen. Dazu gehört der Erhalt der Artenvielfalt durch eine vielfältige und lebendige Kulturlandschaft ebenso wie die dringend gebotene Senkung des Pestizideinsatzes und ein deutlicher Ausbau des Ökolandbaus.“