Der Ausbau der Windkraft stockt. Derzeit gibt es zwar landesweit 1920 Anlagen mit einer Leistung von 3.366 Megawatt, aber wer sich die aktuelle Entwicklung ansieht, wird schnell feststellen, dass aktuell immer weniger Anlagen gebaut werden. Laut dem Bundesverband für Windenergie sind landesweit in MV im Vorjahr nur 38 neue Windkraftanlagen (Gesamtleistung: 127 Megawatt) entstanden. Im Landkreis Vorpommern-Rügen sind es in diesem Jahr ganze 12 Anlagen.
Dabei gilt Windkraft als wichtiger und vor allem sauberer Energielieferant und ist für die Energiewende von existenzieller Bedeutung. Ein Küstenland wie MecklenburgVorpommern hat dabei hervorragende Bedingungen, um den vorhandenen Wind optimal zu nutzen. Und auch ökonomisch profitiert Mecklenburg-Vorpommern!
Doch warum kommen Landkreise und Kommunen inzwischen nicht mehr so richtig voran?
Immer mehr Menschen gehen gegen Planungsverfahren rechtlich vor. Inzwischen wird in Mecklenburg-Vorpommern jede achte Anlage mit Rechtsmitteln angefochten. Offensichtlich ist es der Politik bis heute nicht gelungen, für die Windkraft eine Lanze zu brechen, um einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Klimakrise zu leisten und Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit zu überzeugen.
Und das von der Landesregierung mit großem Aufwand vorgelegte Beteiligungsgesetz greift offensichtlich nicht ausreichend. Doch der Klimawandel fordert entschiedenes Handeln. Kernspaltung in Form von Atomenergie ist keine Option. Atomkraftwerke sind nicht beherrschbar und darüber
hinaus beschert uns die Strahlenproblematik eine Umwelt- und Gesundheitsbelastung für viele Generationen. Kernfusion steht gerade erst am Anfang der Forschung. Die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie muss also mit Entschiedenheit vorangetrieben werden, wenn wir die Erderwärmung auf unter 2
Grad begrenzen wollen. Eine bedeutende Option ist die Offshore-Windenergie auf See. Seit 2011 ist Baltic 1 am Netz und deckt mit seinen ca. 16 km vor
der Küste liegenden 21 Windenergieanlagen den Strombedarf von etwa 50.000 Haushalten. Das Erweiterungsprojekt ist derzeit in der Planung, weitere 103 Anlagen mit noch höherem Energieertrag sollen entstehen. Es wäre ein Meilenstein für die erneuerbaren Energien in Mecklenburg-Vorpommern.
Doch auch hier regt sich Widerstand.
Prerow, Zingst und andere Gemeinden auf dem Darß sehen negative Auswirkungen auf den Tourismus eineund erhöhte Gefahr für möglich Schiffsunfälle in der Kadetrinne. Die Haltung der GRÜNEN Kreistagsfraktion ist klar. Wir wollen den Klimawandel so früh wie möglich stoppen, denn das ist die größte Gefahr, die unseren Kindern und nachfolgenden Generationen droht. Klimakiller Nr. 1 ist die Kohle, aus der wir nur schnellstmöglich aussteigen können, wenn wir die Energieversorgung vor allem durch Wind und Sonne gewährleisten. Aber es darf keinen Zweifel geben. Bei den Planungsverfahren müssen Bürgerinnen und Bürger umfassende Transparenz zu den Planungen erlangen.
Und auf Land sollen sie die Möglichkeit erhalten, sich auch finanziell an den Windenergieerträgen zu beteiligen. Denn nur mit gesellschaftlicher Akzeptanz wird es was mit der Energiewende und der Bekämpfung der Klimakrise!
Die große Mehrheit des Kreistages sprach sich jedoch am 9. Dezember 2019 gegen die Windparkerweiterung aus. Die GRÜNE Kreistagsfraktion hat dem Ablehnungsbeschluss nicht zugestimmt.
Dirk Niehaus
Vorsitzender im Ausschuss
für Umwelt, Landwirtschaft, Fischerei- und
Forstwirtschaft des Kreistages